Rayo lieferte am Samstag ein spannendes Duell gegen Real Madrid, nachdem die erste Begegnung in der Meisterschaft gegen die Galaktischen noch mit 10:2 verlorenging.... Individuelle Qualität setzte sich knapp durch: Real dreht Partie gegen Rayo Vallecano

Gareth Bale - Real Madrid_abseits.atRayo lieferte am Samstag ein spannendes Duell gegen Real Madrid, nachdem die erste Begegnung in der Meisterschaft gegen die Galaktischen noch mit 10:2 verlorenging. Im Estadio Vallecas war die Sache jedoch nicht so eindeutig wie im noch im Herbst, die Mannen von Trainer-Genie Paco Jémez machte es Real im kleinen Derby ganz schwer, einen Sieg einzufahren.

Prinzipielle Ausrichtungen

Rayo trat im für sie gewohnten 4-2-3-1 an, im Ballbesitz nahm man jedoch oft auch 4-3-3 Staffelungen an,  während man aufgrund der situativen Mannorientierungen in der Defensive immer wieder in verschiedene Formationen rückte, aufgrund der Verfolgungen der Mittelfeldspieler auf den Flügeln auch oft in Fünferketten-Ordnungen.

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Rayo will den Zugriff durch Mannorientierungen erleichtern und Real somit unter Druck setzen.

Man wollte Real bereits recht früh unter Druck setzen und spielte ein recht hohes Mittelfeldpressing, wobei man nach Rückpässen kollektiv nachrückte und teilweise bis zu Torwart Navas durchlief.

Im Aufbau kippten oft beide Sechser, Jozabed und Trashorras, diagonal etwas ab, damit die Außenverteidiger hoch schieben konnten. Die Vallecanos legten ihr Ballbesitzspiel mit einer Mischung aus kurzen Kombinationen und anschließenden weiten Verlagerungen auf die schnellen Seitenspieler an, wobei hier besonders Bébé fokussiert wurde. Jener war es auch, der nach einem Tempodribbling in den Strafraum hinein das 1:0 für die Gastgeber per Stanglpass auflegte.

Real spielte im 4-3-3, aufgrund des Fehlens von Cristiano Ronaldo und Modric auf der Bank änderte sich die Ausrichtung natürlich etwas. Jesé und Benzema suchten viele Läufe in die Tiefe um zum Torabschluss zu kommen. Aufgrund der guten Abseitsfalle der Gastgeber war dies jedoch kein leichtes Unterfangen. Das Ballbesitzspiel gestaltete sich jedoch prinzipiell sauberer, auch weil die Positionierung besser war als sie es sonst ist. Da Kroos als einziger Spieler abkippte (normalerweise macht dies auch Modric) und Kovacic und Isco die Achterpositionen hielten, waren die Verbindungen untereinander deutlich besser. Das Konterspiel hätte man jedoch durchaus besser einbinden können, vor allem mit den Dribblingfähigkeiten von Kovacic, der statistisch belegt einer der besten Dribbler der Welt ist. In der Defensive formierte man sich oft in einem 4-1-4-1 im Mittelfeldpressing, in höheren Zonen öfter im 4-3-3. Zwar versuchte man durchaus Rayo früh im Aufbau zu stören, die Hausherren konnten sich jedoch über die Halbräume und der Bewegungen der Sechser freispielen.

Reals Durchbruchsprobleme, Rayo beeindruckend sauber

Die größten Probleme hatte Real vor allem im ersten Teil der ersten Halbzeit, man konnte die auf dem 16. Platz gelegenen Madrider Nachbarn kaum überwinden und fand nur minimale Chancen vor, die oft durch die kluge Abseitsfalle der Hausherren zunichte gemacht wurden. Mit den Mannorientierungen nutzte man das bekannte, bereits zu Tode getretene und beschriebene, Problem der Königlichen: Die Staffelungen im letzten Drittel. Zwar waren die Strukturen in tieferen Positionen wie bereits erwähnt sauberer und man war untereinander besser verbunden, jedoch fehlten diese Verbindungen dann in den Angriffszonen, weshalb die Pässe in die Tiefe stets leicht zu antizipieren waren. Dies hinderte Bale jedoch nicht daran ein Superathlet zu sein und für Real in Minute 35 nach einem Corner per Kopf den Anschlusstreffer zu erzielen.

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Reals letzte Linie sehr flach. Isco kommt zwar entgegen, ist jedoch im Deckungsschatten von einem Spieler Rayos. Kroos kann nur auf die Seite, oder zurück spielen.

Rayo hingegen schaffte es über die richtigen Strukturen effektive Angriffe zu führen und waren in dieser Hinsicht, im Verhältnis der individuellen Fähigkeiten gesehen, besser als Real. Die Staffelungen im Aufbau waren oft sehr unterschiedlich, da Rayo sehr variabel agieren kann. Auch in der Passwahl hatte man immer wieder verschiedene Optionen, beschränkte sich weder auf Kurz- noch auf Langpassspiel, sondern wusste beide Stilmittel meist im richtigen Moment einzusetzen. Gegen Real spielte man vor allem sehr direkt, fuhr sehr schnelle, jedoch vor allem auch sehr saubere Konter. Die Passgenauigkeit bei diesen oft auch direkt gespielten Kontern war dabei sehr gut, man hatte 69% Passgenauigkeit in Halbzeit ein, was mehr war als Real (67%), obwohl diese sich auf einen kontinuierlichen Aufbau fokussiert hatten. Die Freilaufbewegungen der Rayo – Spieler waren sehr klug gewählt, sodass der Ballführende stets mehrere Anspielstationen hatte. Dass das nicht allzu gute Pressing Reals natürlich auch eine Rolle an Rayos Ballstafetten innehatte, ist nicht zu leugnen.

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Ein gutes Beispiel für die Variabilität und der Passmöglichkeiten und deren Reichtum. Hier spielen sich Amaya und Trashorras mit einem Doppelpass frei, Amaya hat anschließend mehrere Passoptionen. Der Doppelpass wäre jedoch ebenfalls nicht die einzige Möglichkeit für Trashorras gewesen.

Die zweite Halbzeit

Wie schon gegen Ende der ersten Halbzeit agierte Rayo nun ein Stück weniger hoch und aggressiv im Pressing und startete auch nicht mit so vielen Spielern in die Konter, wie sie es zuvor getan hatten. Diese Passivität wurde bestraft, Vázquez köpfte nach einer Flanke von Danilo den 2:2 Ausgleich. Auf eine erneute Führung hatte man dennoch Chancen, die Anpassung von Jémez auf 4-4-2 brachte mehr Präsenz im Strafraum für Flanken, jedoch verteidigte man nun die Konter schwächer, kam aufgrund weniger passenden Verbindungen untereinander nicht mehr richtig ins Gegenpressing und Real nutzte dies für schnelle Gegenstöße und Pässe in die ballfernen Räume neben den Außenverteidigern. In Minute 80 konnte Bale einen Fehlpass Rayos ausnutzen, rannte allen davon und schob den Ball an Juan Carlos‘ Beinen vorbei ins Tor.

Fazit

Rayos Spielweise beinhaltet viel Risiko, weshalb es immer wieder zu einer recht hohen Anzahl an Gegentoren kommt. Doch oft können die Vallecaner damit viel gut machen, waren auch zumindest die ersten 30 Minuten die bessere Mannschaft. Doch einmal mehr brachte die individuelle Qualität, diesmal von Bale, die Königlichen zurück. Rayo wurde in Halbzeit  zwei unsauber und Real wusste davon zu profitieren. Die Gastgeber hatten jedoch auch im zweiten Durchgang genügend Torchancen, um die Führung wieder herzustellen, welche man jedoch nicht zu nutzen wusste.

David Goigitzer, abseits.at

David Goigitzer

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