Atlético Madrid muss sich am vorletzten Spieltag dank einer Niederlage gegen Fix-Absteiger Levante aus dem Titelrennen verabschieden. Wir analysieren die überraschende Niederlage des CL-Finalisten.... Mit den eigenen Waffen geschlagen: Atlético verabschiedet sich aus dem Titelrennen

Atlético Madrid Wappen_abseits.atAtlético Madrid muss sich am vorletzten Spieltag dank einer Niederlage gegen Fix-Absteiger Levante aus dem Titelrennen verabschieden. Wir analysieren die überraschende Niederlage des CL-Finalisten.

Prinzipielle Ausrichtungen

Die Colchoneros traten wie immer in einem  4-4-2 an, man versuchte mit hohem Angriffspressing Levante zu Fehlern im Aufbau zu zwingen. Es war jedoch ein Ballgewinn im Mittelfeld, der bereits in Minute zwei einen Konter ermöglichte, den Torres zur 1:0-Führung abschloss. Wurde die erste Pressinglinie überspielte, zog man sich schnell zurück und verschloss das Mittelfeldzentrum kompakt, versuchte Levante auf die Flügel zu leiten und dann zu doppeln, was oft erfolgreich gelang.

Im Aufbau rückten die Flügelstürmer Atléticos wie so oft ein und man bildete 4-2-2-2- oder enge 4-1-3-2-Staffelungen. Die Gastgeber pressten erst im Mittelfeld, weshalb die ersten paar Pässe kein Problem waren. Die Mannorientierungen Levantes wollte man mit auf die Flügel ausweichende Bewegungen der Sechser aushebeln, die Achter der Gastgeber ließen sich jedoch nicht verschleppen, weshalb recht häufig auch der hohe Ball auf Torres gesucht wurde wonach man ins Gegenpressing um den zweiten Ball ging.

Levante trat in einem 4-3-3 an und hatte bereits mit einem frühen Rückstand zu kämpfen. Man ließ sich davon jedoch nicht aus der Ruhe bringen und konzentrierte sich auf saubere Ballzirkulation um zu Chancen zu kommen. Beide Außenverteidiger rückten hoch auf, während sich Sechser Lerma in etwas tieferer Position den Ball früh im Aufbau holte. Zwar versuchte man durchaus über die Halbräume in Atléticos Formation hinein zu spielen, jedoch war dies aufgrund des kompakten Pressings der Gäste selten möglich, also suchte man den Weg über die Flügel, vor allem auf der rechten Seite.

Im Mittelfeldpressing formierte man sich in einem 4-1-4-1 und agierte immer wieder mit Mannorientierungen. Vor allem die Außenverteidiger verfolgten ihre situativ in den Zwischenlinienraum zurückfallenden Gegenspieler sehr eng. Auch im Mittelfeld gab es vereinzelt Mannorientierungen, die Achter orientierten sich an den Sechsern Atléticos, verfolgten diese jedoch nicht allzu weit.

Levantes Ballzirkulation phasenweise sehr dominant

Nach der frühen Führung überließen die Gäste Levante die Hoheit des Ballbesitzes und man richtete sich recht tief aus, sofern der erste Pressingwall überspielt wurde. Im eigenen Aufbau hatte man jedoch durchaus Probleme, die Mannorientierungen Levantes wurden klug und konsequent umgesetzt. Levante agierte sehr geduldig, ließ den Ball zirkulieren und wartete auf die passenden Räume. Durch kluge Bewegungen der drei zentralen Mittelfeldspieler, sowie Übersicht und Ruhe am Ball der Außenverteidiger konnte man immer wieder vom Flügel wieder in die Mitte spielen, spielte die Doppelspitze Atléticos im Pressing immer wieder aus und schaffte es sich mit fortlaufender Spieldauer in der Hälfte der Gäste oft für mehrere Pässe am Stück festzusetzen. Durch die Vielzahl an Spielern, die man dann in Ballnähe hatte, war man auch im Gegenpressing recht erfolgreich, da auch die Intensität im Nachgehen passte. Jedoch fehlten noch die Mittel, um richtige Durchbrüche zu erzielen, da die Madrilenen mit acht Leuten vor ihrem eigenen Strafraum standen und den Zwischenlinienraum gut abdeckten.

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Atléticos Anpassung auf 4-3-3

Atléticos Anpassung auf 4-3-3

Wenn die Gäste aus Madrid einen Angriff starteten, waren sie sehr direkt und spielten nur quer wenn es sein musste, jedoch stets die Vertikalität suchend. Aufgrund der hohen individuellen Qualität konnte man sich auch aus eher brenzligen Situationen befreien, Atlético ist ja eine der dribbelstärksten Mannschaften in Europa und bewies das auch teilweise gegen eine Mehrzahl an Gegenspielern Levantes. Die Partie wurde nun offener, da Levante auf der einen Seite zunehmend Probleme hatte die Konter der Rojiblancos zu bändigen, man selbst jedoch mit Ball immer produktiver wurde und durch schnelle Gegenstöße versuchte zu Chancen zu kommen. Dies gelang in Minute 30, als man im Gegenpressing den Ball eroberte, Cuero sich auf dem rechten Flügel durchsetzte und Castaño die scharfe Flanke einköpfte. Atlético hatte nun auf 4-3-3 umgestellt, um früher und breiteren Zugriff im Pressing, sowie gleichzeitig mehrere Anspielstationen für Konter zu haben. Auch wollte man wieder Überzahl im Zentrum haben, da die breite Ausrichtung Levantes die Rojiblancos im Zentrum oft auseinander zog. Die Gäste hatten nun etwas mehr Ballkontrolle, der Vorsprung an Qualität war in der Sauberkeit der Zirkulation und der Freilaufbewegungen ersichtlich, Levante hatte in der Defensive zwar immer wieder Löcher, diese vermochte man jedoch mit viel Einsatz noch zu stopfen, sodass man den 1:1-Spielstand bis in die Pause rettete.

Die zweite Halbzeit

Im Pressing formierte sich Atléti nun im 4-1-4-1 im hohen Mittelfeld, ging nicht mehr allzu früh drauf, die Achter schoben jedoch bei Zugriffsmöglichkeit sehr intensiv aus der Kette im Mittelfeld heraus. Zunehmend konnten die Gäste ihre Dominanz erweitern und Levante schaffte es nicht mehr den Ball derart sauber und kontrolliert zirkulieren zu lassen, wie man es in Halbzeit eins geschafft hatte. Levante verlegte sich nun aufs Kontern und stand meist recht tief im 4-1-4-1, wenn Atlético länger den Ball hatte. Da die Madrilenen im Mittelfeld nun konsequenter und auch höher mit Mannorientierungen agierten, war der Aufbau deutlich schwieriger als noch im ersten Durchgang, wenngleich man mit hohen Seitenwechseln und gezielten Chips in den Zwischenlinienraum ein paar Mal in die Nähe des gegnerischen Strafraums kam.

Atlético selbst bekam nun zu spüren, wie schwierig es sein kann eine gut organisierte, teilweise recht tief stehende Abwehr zu knacken. In die Zwischenlinienraum zu kommen war bereits eine ordentliche Arbeit, weshalb man es auch einige Male über Flanken oder Heber hinter die Abwehr versuchte. Die beste Chance hatte man jedoch in Minute 59, als man im Mittelfeld die unorganisiert stehenden Gastgeber mit einem Ballgewinn erwischte, Griezmann vergab jedoch aus 11 Metern und spitzem Winkel. Wie gegen Ende der ersten Halbzeit wurde das Spiel nun auch etwas offener, beide Teams erlaubten sich mehr Fehler und kamen oft zu Kontern, spielte diese jedoch nicht immer sauber aus. Bis zur 90 Minute, als Giuseppe Rossi nach einer überlegten Ablage von Morales einen Konter zum 2:1 Siegtor verwandelte.

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Atlético ohne passende Absicherung des Angriffs, Rossi und Morales spielen das 2 gegen 1 aus.

Fazit

Atlético wurde mit den eigenen Waffen geschlagen. Eine tiefstehende, gut organisierte Abwehr gepaart mit blitzschnellen Kontern machte der Truppe Simeones an diesem Tag einen Strich durch die Meisterschaftsrechnung. Man fand, trotz wackligen Phasen von Levante im Mittelfeld, nicht die Mittel für qualitative Durchbrüche. Fluide Wechsel innerhalb der Atlético-Offensive hätten vielleicht etwas mehr zur Desorganisation der Gastgeber führen können. Zudem hatte man ja eigentlich die Chancen die Führung zu erneuern, Griezmann vergab jedoch einmal im Strafraum und zwei gefährliche Konter wurden nicht sauber zu Ende gespielt.

David Goigitzer, abseits.at

David Goigitzer

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