Gestern eröffnete Gastgeber Brasilien mit einem 3:0 über Japan den siebte Ausspielung des FIFA Confederations Cup. Die Brasilianer gelten neben Weltmeister Spanien auch als... Die Paradiesvögel des Confederations Cup 2013: Tahiti und die erste große Reise in die Fußballwelt

BeachsoccerGestern eröffnete Gastgeber Brasilien mit einem 3:0 über Japan den siebte Ausspielung des FIFA Confederations Cup. Die Brasilianer gelten neben Weltmeister Spanien auch als Favorit auf den Titel beim Prestigeturnier. Die Paradiesvögel des Wettbewerbs kommen jedoch aus der Südsee und dürften für ihre Gegner mehr als nur eine Nummer zu klein sein…

Tahiti ist eine Insel im Pazifischen Ozean – 61 Kilometer lang, 29 breit. Im Südseeparadies leben gerade mal 186.000 Menschen. Dies entspricht etwa dem Achthundertstel der Einwohnerzahl von Tahitis erstem Gruppengegner Nigeria. Politisch gehört Tahiti zu Französisch-Polynesien, hat jedoch eine von der FIFA anerkannte Nationalmannschaft, die letztes Jahr ihren größten Erfolg feierte: Beim achten Antreten holte sich Tahiti erstmals die Ozeanienmeisterschaft und hievte sich im FIFA-Ranking auf den 138.Rang.

Sieger der Ozeanienmeisterschaft 2012

Der Gewinn dieser Ozeanienmeisterschaft berechtigt Tahiti zur Teilnahme am Confederations Cup. Große Brocken musste die Mannschaft von Trainer Eddy Etaeta dabei nicht überwinden. In der Vorrunde wurden Samoa (10:1), Neukaledonien (4:3) und Vanuatu (9:0) besiegt. Im Halbfinale gelang Tahiti ein hart umkämpftes 1:0 gegen die Salomonen, während sich Turnierfavorit Neuseeland überraschend gegen Neukaledonien blamierte (0:2). Das Finale gegen Neukaledonien entschied Tahiti vor 9.000 Zuschauern in Honiara, der Hauptstadt der Salomonen, mit 1:0 für sich. Den Ozeanien-Platz im Playoff zur WM 2014 nimmt dennoch Neuseeland ein – Tahiti hat somit keine Chance mehr, an der WM teilzunehmen. Australien spielt mittlerweile fix in der Asien-Gruppe und nimmt nicht an Ozeanienmeisterschaften teil.

Nur ein Legionär – nur ein Profi

Der Star des Teams ist auch der einzige Legionär: Marama Vahirua ist 33 Jahre alt und spielte über 14 Jahre als Profi in Frankreich. Der offensive Mittelfeldspieler kickte dabei unter anderem für Nancy, Monaco und Nantes. Die Saison 2012/13 verbrachte er in Griechenland, wo er 30 Pflichtspiele für den Zehnten der Endtabelle, Panthrakikos, absolvierte. Fast alle anderen Spieler des Kaders spielen für die beiden tahitischen „Großklubs“ AS Dragon und AS Tefana. Bei AS Dragon spielen unter anderem auch Kapitän und Abwehrchef Nicolas Vallar (29), der früher in Frankreich und Portugal spielte, sowie der flinke Angreifer Steevy Chong Hue (23), der eine Saison in Belgiens dritter Liga kickte und bei der letztjährigen Ozeanienmeisterschaft das entscheidende Tor im Finale erzielte.

Der erste „echte“ Fußballexot beim Confed Cup

Tahiti ist der erste echte Fußballexot, der am Confed Cup teilnehmen darf. Mit Neuseeland, Kanada, Irak oder Saudi-Arabien spielten phasenweise ebenfalls Underdogs mit, diese sind jedoch spielerisch und taktisch mehrere Stufen über Tahiti zu stellen. Die Duelle der Inselkicker werden ungleich ausfallen: Am Montag trifft Tahiti um 21 Uhr auf Nigeria, am 20.Juni wartet mit Spanien der Welt- und Europameister auf die Amateurkicker aus Polynesien und am 23.Juni wird die Reise der tahitischen Nationalmannschaft mit einem Spiel gegen Uruguay enden.

„We’re never afraid“ – aber spielerisch wird’s schwer…

Das Spiel Tahitis zeichnet sich durch großen Siegeswillen und Kampfgeist aus. Man will seine Haut in Brasilien teuer verkaufen. Allerdings fehlt es den Spielern an Technik, taktischem Verständnis und zahlreichen Basics des Fußballsports. Die Mannschaft wird sich gegen die übermächtigen Gegner zwar aufopfern, hat aber fußballerisch keine Chance. Sollte etwa Spanien in Schusslaune sein, könnte für Tahiti sogar die höchste Länderspielniederlage in der Geschichte des Verbands wackeln: Im Juni 2004 verlor Tahiti mit 0:10 gegen Neuseeland. Der höchste Sieg gelang übrigens im September 1971 gegen die Cook-Inseln – ein lockeres 30:0.

Erst zwei Spiele gegen nicht-ozeanische Teams

Ein besonderes Kuriosum stellt die Tatsache dar, dass Tahiti in seiner gesamten Fußballgeschichte erst zwei Spiele gegen Mannschaften bestritt, die nicht aus Ozeanien kommen. Im September 1980 traf die Nationalelf auf Mexiko (0:1) und im Mai 2000 besiegte Tahiti die U23 von Singapur mit 3:2. Tahiti spielte noch nie gegen Europäer, Afrikaner oder Südamerikaner – spielte zudem auch noch nie in Südamerika. Weil die etatmäßigen Gegner Tahitis Vanuatu, Cook-Inseln, Fiji oder Papua-Neuguinea heißen, ist die Gesamtländerspielbilanz des Landes recht gut. 126 der 227 Länderspiele wurden gewonnen, 29 remisiert, 71 verloren. Gegen den stärksten regelmäßigen Gegner Australien holte Tahiti jedoch bisher noch keinen Punkt: 12 Niederlagen bei 4:46 Toren.

Paradiesvögel und Sympathieträger

Die bisher völlig von der Fußballwelt abgeschnittenen Tahitianer werden beim Confed Cup 2013 Sympathieträger, aber kein schwerer Gegner sein. Hier noch einige Highlights des tahitischen Nationalteams.

Die Highlights vom 1:0 gegen Neukaledonien beim Ozeaniencup 2012.

Das 4:3 gegen Neukaledonien in der Vorrunde

Promotion Video für das tahitische Nationalteam zum Confed Cup 2013

Daniel Mandl, abseits.at

Daniel Mandl Chefredakteur

Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen

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