Die Pariser haben einmal mehr groß eingekauft in diesem Transferfenster, der wichtigste Neuzugang wird jedoch Ex-Sevilla Trainer Unai Emery sein. Der akribische Fußballfanatiker soll... Dynamischer und flexibler: PSG unter Neo-Trainer Unai Emery

_Paris St.Germain WappenDie Pariser haben einmal mehr groß eingekauft in diesem Transferfenster, der wichtigste Neuzugang wird jedoch Ex-Sevilla Trainer Unai Emery sein. Der akribische Fußballfanatiker soll die Blau-Roten aus der Hauptstadt noch einmal auf ein höheres Niveau bringen und ihr Spiel weiter entwickeln. Aufgrund dieser interessanten Ausgangssituation haben wir für euch den Liga-Auftakt für PSG analysiert.

Prinzipielle Ausrichtungen

Der Meister aus Paris agierte offiziell im 4-2-3-1. Durch das Abkippen Mottas zwischen die Innenverteidiger, sowie das Hochschieben der Außenverteidiger ergaben sich hier immer eher 3-4-2-1 Staffelungen bei Ballbesitz der Pariser. Hierbei war man jedoch sehr flexibel und baute auch im 4-2-3-1 auf, wenn der Druck auf die Innenverteidiger nicht allzu groß war. Pastore agierte recht eng neben Rabiot und versuchte stets Anspielpartner für schnelle Kombinationen zu sein, während Di Maria und Moure ebenfalls in die Halbräume einrückten.

Auffällig war, dass sich sehr viele Spieler der Pariser im Aufbau zurückfielen ließen, was dazu führte, dass die Zirkulation im ersten Drittel sehr sicher vonstattenging, man nach vorne jedoch sehr temporeich unterstützen musste, da in einigen Situationen nur die Außenverteidiger sehr breit standen und Ben Arfa alleine in der Mitte war. Durch die ballnahen tiefen Ballungen der Spieler provozierte man ein sehr weites Verschieben von Bastia, was immer wieder mit weiträumigen Verlagerungen genutzt wurde. Die Flügelspieler bekamen in den Folgeaktionen oft Unterstützung von den Außenverteidigern mit Läufen in die Tiefe, Moura und Di Maria hatten somit neben dem Dribbling auch immer eine Passoption in die Tiefe oder auf den Flügel.

Die Phase ohne Ballbesitz war bei PSG vor allem durch Gegenpressing geprägt, das man sehr intensiv und erfolgreich ausführte. Durch die Ballungen und engen Verbindungen der Spieler untereinander in kleinen Gruppen konnte man nach Ballverlust immer wieder effektiv gegenpressen und oft den Ball wieder zurück gewinnen. In den seltenen Pressingsituationen fand man die Hauptstädter meist in einer 4-2-3-1 Formation vor, wobei man hier sehr früh den korsischen Spielaufbau störte. Ben Arfa lief hier meist sehr intensiv, im Bogen und die Verlagerung versperrend, den Ballführenden an, während durch Pastore und den einrückenden Flügel der Weg ins Zentrum versperrt wurde. Meist reichte jedoch leichter Druck um die Verteidiger von der korsischen Hafenstadt zum unkontrollierten, hohen Ball zu zwingen.

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Bastia versuchte im Ballbesitz mit einer 4-3-2-1 Grundordnung vor allem das schnelle Konterspiel zu forcieren, erfolgreiche Gegenstöße wollte man vor allem über hohe Seitenverlagerungen zustande bringen. Durch die langen Ballbesitzphasen Paris‘ kam man jedoch selten dazu länger zu kombinieren, weshalb es kaum Situationen gab, in denen man Bastia kontinuierlich das Spiel aufbauen sah. Zielspieler für die hohen Bälle war der aufopfernd kämpfende Crivelli als Sturmspitze und der sehr schnelle Allan Saint-Maxim, der den Pariser Linksverteidiger Kurzawa einige Male überlief.

Im Pressing agierte man im 4-3-2-1, was an sich ja eine gute Idee ist um dem Halbraumfokus der Pariser Einhalt zu gebieten. Dadurch dass man das Pressing jedoch mit Mannorientierungen ausführte ließ man sich zu leicht aus den Positionen ziehen, die sich flexibel bewegenden Offensivspieler PSGs konnten einander immer wieder in Kombinationen finden, die man mit weiträumigen Verlagerungen und folgenden Durchbruchsversuchen spickte. Damit hatte Bastia Probleme, vor allem weil man ballnah selten genug Druck aufbauen konnte und man sich nach den Verlagerungen oft in Gleich- oder Unterzahl befand. Oft besetzte PSG den Halbraum ballfern nämlich recht breit, zudem hatte man dann die Außenverteidiger auf dem Flügel, sodass sich die Außenverteidiger der Heimmannschaft manchmal im Zwei-gegen-Eins-Situationen behaupten mussten. Gegen Spieler wie Di Maria, Lucas Moura oder Aurier ist dies keine dankbare Aufgabe.

Paris dominiert durch Flexibilität

PSG dominierte die Partie deutlich und suchte immer wieder nach Verlagerungen Durchbrüche über die Flügel. Die Verlagerungen bereitete man durch eine tiefe Zirkulation und ballnahe Gruppenbildungen vor. Um Bastias Plan, im Pressing den Halbraum doppelt zu besetzen und somit zu versperren, auszuhebeln tauschten vor allem die Achter mit den einrückenden Flügelstürmern vertikal immer wieder Positionen, weshalb man teilweise Rabiot beispielsweise höher am Spielfeld vorfand als Di Maria.

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Pastore startet tief, macht den Passweg zu Ben Arfa ins Zentrum dadurch frei.

Trotz deutlicher Dominanz fanden die Gäste kaum Torchancen vor, hier fehlten nach den Verlagerungen vor allem die Harmonie in den Bewegungen bei den Anschlussaktionen. Ben Arfa startete immer wieder aus dem Zentrum diagonal nach außen in die Tiefe, konnte jedoch selten von seinen Mitspielern gefunden werden. Zwar unterstützte er auch teilweise bei Kombinationen, da diese jedoch entweder weit am Flügel oder recht tief im Aufbau vorkamen war Ben Arfa hierbei weniger eingebunden. Mitunter auch deswegen bewegte sich der Franzose mit Fortlauf der Spielzeit immer öfter zurück um Bälle zu bekommen. Dieses Zurückfallen trug auch zur effektiveren Überladung PSGs vom Zentrum bei.

 

Screenshot (407)Ben Arfa (Nr. 21) fällt zurück und überlädt das Zentrum. PSG agierte teilweise ohne „echte Spitze“.

Auffallend waren bei PSG die gruppentaktisch sehr kohärenten Bewegungen im Ballbesitz, wobei durchaus noch Verbesserungspotential besteht. Die Spieler reagierten jedoch sehr bewusst und meist passend auf die Bewegungen von einander, sodass man die Mannorientierungen von Bastia einfach aushebeln konnte. Zwar wussten die Gastgeber in einigen Situationen den Halbraum effektiv abzusperren, PSG zirkulierte dann aber einfach hinten herum auf die andere Seite. Da Bastia aus normalen Pressingsituationen keinen Druck auf den Ballführenden  in der ersten Aufbaulinie ausübte waren die Pariser nicht gezwungen hohe Bälle zu spielen.

Taktische Anpassung nach der Pause

Die Blau-Roten kamen mit einem etwas verstärkten Flügelfokus aus der Kabine, in den ersten Minuten des zweiten Durchgangs gab es bereits vier Hereingaben vom Flügel. Diese wurden jedoch meist erst an der Strafraumgrenze gespielt und vor allem scharf und halbhoch, während zwei bis drei nachrückende Spieler den Strafraum dynamisch besetzten. Vor allem über links tat sich nun mehr, Kurzawa und Di Maria spielten sich immer wieder frei, teils durch Dribblings des Argentiniers und auch durch gegenseitiges Hinterlaufen.

Dieser Flügelfokus stellte sich jedoch aufgrund mangelnden Erfolges wieder ein und man bespielte wieder verstärkt das Zentrum. Ähnlich wie im ersten Durchgang kam Bastia nur selten an den Ball, das Pressing wurde jedoch unkompakter und die Pariser hatten es nun noch leichter die Formation des Gegners zu bespielen, man fand immer wieder sehr simpel den Rücken des ersten Pressingwalls. Meist durch einen Zwischenlinienpass auf Motta, der auf einen freien Innenverteidiger prallen ließ. Dieser rückte ein paar Meter auf und hatte stets mehrere Anspielstationen im Zentrum, Rabiot und Pastore waren diejenigen, die am meisten herausstachen und das Spiel antrieben.

In der 73. Minute fiel endlich das 1:0 für die Pariser, die mit einer ewig wirkenden Ballstafette Löcher in der Formation von Bastia rissen und diese gekonnt bespielten. Kurzawa verwertete einen Abpraller zur verdienten Führung. PSG versuchte natürlich auf 2:0 zu erhöhen, nahm jedoch keine besonderen Anpassungen mehr vor. Bastia war eingeschnürt von der Dominanz der Hauptstädter und kam weiterhin zu keinen Torchancen.

Hier ist die Verwendung von Dribblings als Stilmittel im Aufbau zu Beginn deutlich zu erkennen. Ebenso die Freilaufbewegungen der Spieler in den Halbräumen, die ihre Positionen stets korrigieren um Verbindungen herzustellen.

Fazit

Emerys PSG ist deutlich dynamischer und flexibler als das von Blanc. Mit Ben Arfa als Spitze hat man einen weniger dominanten und weniger statischen Mittelstürmer als Ibrahimovic, was dem ganzen Spiel noch mehr Fluidität verleiht. Bastia trat mit einer grundlegend guten Idee bezüglich der Grundordnung, die Mannorientierungen konnten jedoch allzu leicht durch die Positionswechsel der Pariser ausgehebelt werden.

David Goigitzer, abseits.at

David Goigitzer

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