Am Donnerstag kämpft die Mannschaft von Red Bull Salzburg im eigenen Stadion um den Einzug ins Achtelfinale der Europa League. Gegen Metalist Kharkiv soll... Abseitsverdächtig | Für Red Bull Salzburg geht’s gegen Metalist Kharkiv um die Wurscht!

Am Donnerstag kämpft die Mannschaft von Red Bull Salzburg im eigenen Stadion um den Einzug ins Achtelfinale der Europa League. Gegen Metalist Kharkiv soll gelingen, was 2010 gegen Standard Lüttich nicht gelungen war. Ein entscheidender Faktor könnte dabei das Publikum werden.

Aufstieg in letzter Sekunde

Dabei haben es die Salzburger ohnehin den Fußballgöttern zu verdanken, dass man immer noch im Europacup vertreten ist. Erst in der Nachspielzeit des entscheidenden Heimspiels gegen Paris St. Germain erzielte der Slowake Dusan Svento das so wichtige 2:0 für die Bullen, in Bratislava mussten die Salzburger einem 0:2 nachlaufen und gewannen schlussendlich durch ein Eigentor noch 3:2. Anders als 2010, als Janko, Tchoyi und Co. mit sechs Siegen in sechs Spielen durch die Gruppenphase spaziert waren. Heuer gab es hingegen Zittern bis zum Schluss, in der sehr ausgeglichenen Gruppe mit Paris St. Germain, Athletic Bilbao und Slovan Bratislava ging es drunter und drüber. Fairerweise soll aber auch erwähnt werden, dass Salzburg um einige Punkte gebracht wurde. Beispielsweise im Auswärtsspiel in Bilbao, als die Spanier beim Stand von 0:2 für Salzburg nur durch zwei geschenkte Elfmeter noch ein glückliches und schmeichelhaftes Unentschieden erreichten.

Keine Pflichtspielerfahrung

Nach der Auslosung wurde Metalist gründlich analysiert. Einer der prognostizierten Vorteile Salzburgs wird nicht so schlagend, wie man im Vorhinein gedacht hatte. Metalist befindet sich zwar seit Monaten in der Winterpause, aber auch die Truppe von Ricardo Moniz hat immer noch kein Pflichtspiel in den Beinen. Die erste Bundesligarunde, ursprünglich für letzten Samstag angesetzt, fiel dem Wintereinbruch in Österreich zum Opfer. So gehen beide Teams ohne Spielpraxis auf Wettbewerbsebene in das Europa-League-Duell. Die Kälte könnte eher zum Vorteil für die Ukrainer werden, in Salzburgs Startelf werden Spanier, Brasilianer oder Argentinier erwartet. Für Ricardo Moniz zählen all diese Ausreden nichts. „Die Chancen stehen 50:50, wir müssen vollen Einsatz zeigen, dann können wir es schaffen.“

U-Krainer sollen die Massen mobilisieren

Die Marketingabteilung aus dem Hause Red Bull hat sich für das Spiel etwas ganz Besonderes einfallen lassen. Da aufgrund des nominell unattraktiven Gegners und den tiefen Temperaturen mit wenig Zuschaueransturm gerechnet wird, wurde eine Aktion ins Leben gerufen, um das Stadion im Heimspiel zu füllen. In Kooperation mit den Würstelständen Salzburgs werden in der ganzen Stadt besondere Käsekrainer verkauft. Unter dem Namen „U-Krainer“, der auf die Herkunft des gegnerischen Teams anspielt, bekommt man beim Kauf einer „Eitrigen“ eine Gratis-Karte für den Europa-League-Hit geschenkt. Für 3,50 € kommt also jedermann in den Genuss, das Hinspiel der Salzburger zu sehen. Was Fans dazu sagen, die sich bereits vor Beginn der Aktion um teures Geld ihre Karte gesichert haben?

Eine unkluge Aktion

Die Verkaufsaktion könnte sich noch als Schuss ins eigene Knie erweisen. Zum Einen ist nicht zu erwarten, dass die Aktion so großen Erfolg haben wird, dass man im Stadion eine wesentliche Veränderung der Stimmung feststellen kann. Weiters hat man mit dem Verkauf der Würste die wenigen treuen Fans verärgert. Vielleicht gewinnt man mit den „U-Krainern“ mehr Zuschauer für dieses eine Spiel, die Gefahr, für den Rest der Saison genauso viele oder gar mehrere Fans zu verlieren, ist allerdings groß. Was als gut gemeinte Aktion begann, könnte im Endeffekt negative Folgen für die Salzburger haben. Derzeit wird mit knapp 12.000 Zuschauern gerechnet, was in einer Arena wie jener in Salzburg eine trostlose Atmosphäre ergeben wird. In Zukunft könnten Fans aber mit dem Kartenkauf bis kurz vor dem Spiel warten – und auf eine Aktion der Marke „U-Krainer“ hoffen. Auch die Konkurrenz wird nicht erfreut sein. Es mag sein, dass die Salzburger Bullen nicht auf die Erlöse aus Kartenverkäufen angewiesen sind – andere Klubs in Österreich sind es aber sehr wohl. Es ist natürlich nicht zu erwarten, dass Salzburg auch in der Meisterschaft beginnt, Eintrittskarten in großen Mengen zu verschenken – trotzdem wird man sich in Ried, Graz oder Wien als Fan fragen, warum man teilweise stark überzogene Kartenpreise bezahlen soll, wenn die „Fankollegen“ in Salzburg for free ins Stadion dürfen.

Stark begonnen, stark nachgelassen

Dabei begann Salzburg in der Europa League nicht nur sportlich, sondern auch im Kundenservice aufstiegsreif. Für das wichtige Auswärtsspiel in Bratislava lud man die Fans, welche die Reise in den Osten auf sich nahmen, auf die Auswärtsfahrt ein. Eine feine Aktion, denn jeder konnte für sich selbst entscheiden, ob er die Mannschaft begleiten will, von Anfang an wurde die Aktion angekündigt. Und tatsächlich pilgerten so viele Salzburg-Fans zu einem Auswärtsspiel im Europacup, wie schon lange nicht. Als man im Fernsehen das Spiel sah, hörte man nur die Gesänge der Salzburger Schlachtenbummler. Eine gänzlich gelungene Aktion – umso bitterer, dass die „U-Krainer“, die ursprünglich gut gemeint waren, für viele Fans einen schalen Beigeschmack haben werden.

Archimedes, abseits.at

Archimedes

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