Nächster Paukenschlag im Wahnsinn Weltfußball. Der Präsident der FIFA – Stadionverbot! Der Präsident der UEFA: Stadionverbot! Der Vizepräsident des CONMEBOL: Auslieferungshaft! Der Präsident des... Kommentar: DFB-Präsident Wolfgang Niersbach tritt zurück!

DFB Logo_abseits.atNächster Paukenschlag im Wahnsinn Weltfußball. Der Präsident der FIFA – Stadionverbot! Der Präsident der UEFA: Stadionverbot! Der Vizepräsident des CONMEBOL: Auslieferungshaft! Der Präsident des CONCACAF und Vizepräsident der FIFA: Auslieferungshaft! Dass sich noch ein paar (bisher) wichtige Würdenträger in Auslieferungshaft befinden, ist bereits nur mehr eine Randnotiz.

Seit heute gesellt sich eine weitere Personalie in die Reihe würdeloser Würdenträger: Der Präsident des größten Sportverbandes der Welt ist als ebensolcher Geschichte! Wolfgang Niersbach hat sein Amt als DFB-Präsident mit dem gestrigen Tag zurückgelegt. „Ich habe für mich erkannt, dass der Zeitpunkt gekommen ist, die politische Verantwortung zu übernehmen“ so Niersbach nach der mehrstündigen Sitzung beim DFB.

Das große Déjà-vu kommt gleich danach: „Ich bleibe dabei und möchte noch einmal unmissverständlich klarstellen, dass ich von den Hintergründen der im Raum stehenden Zahlungsflüsse keinerlei Kenntnis hatte.“, so Niersbach weiter. Zwangsläufig überkommt es einen das Zitat aus Goethes Faust zu bringen: „Die Botschaft hör‘ ich wohl, allein mir fehlt der Glaube.“

Zu oft, zu mantra-artig, zu vorhersehbar sind die Beteuerungen der Beteiligten. Zu viele Staatsanwaltschaften sind involviert. Schwebende Verfahren auf den Schreibtischen der Justiz gibt es in Deutschland, der Schweiz, den Vereinigten Staaten, in Brasilien, in Argentinien, in Uruguay, … Wundern sich die Funktionäre der Fußballwelt wirklich noch, wenn sie alle in einen Topf geworfen werden? Muss man sich noch genieren, wenn völlig undifferenziert kundgetan wird: „Alles Verbrecher!“

Seit der großen „Spiegel“-Enthüllung wurden bis dato wenig bis keine Vorgänge erläutert; vielmehr kommt es zu immer mehr Ungereimtheiten. 6,7 Millionen Euro wurden im Kreis geschickt. Falsch vermerkt als „Kulturprogramm“, auf FIFA-nahe Konten, aber eben nicht direkt der FIFA gehörenden Konten verbucht. Oder doch? Haben FIFA-Funktionäre Geld gefordert um Geld zu überweisen? Was sich wie eine schlecht verfasste Mail eines nigerianischen Prinzen liest, der den Erlös ihrer Ölquellen regelmäßig mit mir teilen will, ist die tatsächliche Version die Niersbach in einer selten dämlichen Pressekonferenz vor einigen Wochen vortrug.

Wer sich die Chronologie der Ereignisse vor Augen führt, findet Nebel, Nebel und noch mehr Nebel. Während aus den Stadien der Welt die Rauchbomben verschwinden, kommen die Funktionäre mit dem Zünden solcher in ihren Büros gar nicht mehr nach.

Am 16. Oktober enthüllte der Spiegel seine groß aufgemachte Titelstory „Das zerstörte Sommermärchen“. Kernaussage sind die 10,3 Millionen Schweizer Franken die der damalige adidas-Chef Robert Louis-Dreyfus zur Verfügung gestellt haben soll. Einen Tag später kommt die Versicherung Niersbach: „Ich kann versichern, dass es im Zusammenhang mit der Bewerbung und Vergabe der WM 2006 definitiv keine schwarzen Kassen beim DFB, dem Bewerbungskomitee noch dem späteren Organisationskomitee gegeben hat.“

Am 19. Oktober besinnt sich auch die deutsche Staatsanwaltschaft ihrer Verpflichtung und beginnt mit einem „Beobachtungsvorgang“. Drei Tage später folgt schließlich die verheerende Pressekonferenz. Dass die FIFA auf diese Version überrascht reagiert, ist nur eine weitere Anekdote in dieser Sporttragödie.

Immer schneller dreht sich das Rad der Schuldzuweisungen. Ex-Präsident Theo Zwanziger, die (immer noch unantastbare) Fußball-Ikone Franz Beckenbauer, Ex-Nationalspieler Günther Netzer, DFB-Generalsekretär Helmut Sandrock – das Who-is-Who des deutschen Fußballs. Sie alle haben etwas beizutragen. Nur keine schlüssigen Aussagen. Keine Antworten, die den Nebel um die Vergabe der WM 2006 auflösen würde.

Die Monetarisierung des Fußballs und das amoralische Verhalten der Verbandsspitzen gehen Hand in Hand. Vielleicht sollte auch einmal die Politik diesem Zustand ein Ende setzen und die Geheimniskrämerei solch großer Verbände unterbinden. Das wirklich Traurige bisher: Eigentlich wissen wir nichts!

Ein kleines Detail am Rande, um die Chuzpe aller Beteiligten zu verdeutlichen: „Das DFB-Präsidium hat Wolfgang Niersbach gebeten, seine Ämter in den Exekutivkomitees von FIFA und UEFA zu behalten, um seine überragenden Kenntnisse weiter zur Verfügung zu stellen und er hat dies zugesagt„. Klar…

Florian Bauer

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