Genug von der grauen Theorie, brotlosen Diskussionen und Einschätzungen, wer was wieder einmal falsch gemacht hat. abseits.at schreitet selbst zur Tat und stellt seine... Experiment: abseits.at stellt sein ultimatives Team auf! Teil 4: Der zentrale Mittelfeldspieler

Genug von der grauen Theorie, brotlosen Diskussionen und Einschätzungen, wer was wieder einmal falsch gemacht hat. abseits.at schreitet selbst zur Tat und stellt seine ultimativ moderne Elf vor. Dabei erklären wir jedem einzelnen Spieler, worauf es uns ankommt. Und Sie sind live in der Kabine dabei! In Teil 4 unserer Serie entscheiden wir uns für zwei moderne zentrale Mittelfeldspieler.

Position

Der Begriff alleine lässt eigentlich gar keine richtige Beschreibung zu – denn alles, was mit der Bezeichnung „zentraler Mittelfeldspieler“ ausgesagt wird, ist, dass der Spieler in der Mitte des Spielfelds aufgestellt ist. Welche Spielanlage er dabei erfüllt, ist damit noch völlig ungewiss. So gab es ursprünglich die klassische Unterteilung in defensive und offensive Mittelfeldspieler – heute werden diese Positionen aber längst in mehrere Spieltypen aufgespalten. Jeder für sich erfüllt im jeweiligen System andere, aber immer für eine Mannschaft „überlebenswichtige“ Aufgaben. Dabei wird der Spieler zwar nominell in der Mitte aufgestellt, kann aber auch auf die Seiten ausweichen oder dort Löcher stopfen, wie Trainer so schön sagen.

Geschichte

Ursprünglich wurde die Zentrale relativ simpel in Offensive und Defensive unterteilt. Wie die gesamte Mannschaft: Verteidiger dienten ausschließlich der Verteidigung des eigenen Gehäuses, alles vor dem defensiven Mittelfeld sollte für Tore sorgen. Wir beginnen unsere Zeitreise in den späten 70er-Jahren, als es üblich war, vor einer Dreierkette mit Libero einen so genannten Vorstopper aufzustellen. Dieser wechselte in seiner Spielweise zwischen den heutigen Positionen des Innenverteidigers und jener des defensiven Mittelfeldspielers. Prinzipiell vor dem Libero aufgestellt, konnte es durch die Spielsituation oft passieren, dass der Vorstopper mit dem Libero auf einer Höhe spielen musste. Wir sprechen hier allgemein vom Vorgänger des späteren defensiv zentralen Mittelfeldspielers. Bruno Pezzey war einer der Ersten, die diese Position zu 100% verstanden und auf ihre ganz eigene Art und Weise interpretierten. Defensiv im Zweikampf und in der Luft stark, aber auch mit Stärken am Ball und der Fähigkeit, Bälle zu verteilen. Danach folgte ein kleiner Rückschritt in der Entwicklung des heute gerne als „6er“ bezeichneten Position. Trainer fingen an, den Vorstopper, den viele Spieler ohnehin bereits sehr modern auslegten, als Kettenhund einzusetzen. Er wurde auf den gegnerischen Spielmacher angesetzt und sollte ihn durch ständige Manndeckung aus dem Spiel nehmen. Für die Attraktivität des Spiels war das Gift – denn es nahmen sich zwei Spieler gegenseitig aus dem Spiel. Auch die fußballerischen Anforderungen an die Position gingen dadurch zurück. Der nächste Schritt erfolgte in den 90er-Jahren: jetzt wurde langsam aber sicher die Idee der Mittelfeldraute salonfähig gemacht. Werder Bremen zeigte als einer der ersten Vereine über mehrere Jahre, wie so ein System effektiv funktionieren kann. Die Spielmacher kamen und gingen, hinter den genialen 10ern wie Herzog oder Basler (später Micoud und Diego) machten allerdings ebenso geniale 6er dieses Spiel erst möglich. Die Abfangjäger hießen Wicky, Frings oder Borowski.

Der moderne zentrale Mittelfeldspieler

Die Raute, die damals als ultramodern in den Himmel gelobt wurde, ist heute schon wieder veraltet. Die Ballkünstler, mit denen im Rautensystem alles stand und fiel, sind mittlerweile auf die Flügel ausgewichen, den klassischen Zehner im Offensivzentrum findet man praktisch nicht mehr. Dafür hat sich in der defensiven Zentrale einiges getan. Im derzeit hippen 4-2-3-1 spielen zwei 6er, wobei diese beiden Akteure meist nicht auf einer Linie, sondern etwas versetzt schräg hintereinander spielen. Man spricht dabei gerne von einem 6er und einem 8er. Die Aufgaben dieser beiden unterscheiden sich allerdings nur marginal voneinander. Mittlerweile hat sich auch der Begriff „Staubsauger“ eingebürgert. Und das aus gutem Grund: im modernen Fußball ist es nicht mehr so wichtig für einen zentralen Defensivspieler, Zweikämpfe zu gewinnen – richtig gute Spieler auf dieser Position weichen Zweikämpfen geschickt aus. Ihr Spiel beruht auf Balleroberungen, die mittels Antizipation zustande kommen. Sie lesen das Spiel, bevor der Gegner es noch aufgebaut hat, fangen Pässe aus dem Mittelfeld ab und sammeln Bälle zwischen den Formationslinien – eine Funktionsweise wie ein Staubsauger eben. Die moderne Interpretation des zentralen defensiven Mittelfeldspielers vereint also körperliche und geistige Höchstleistungen. So ist beispielsweise Julian Baumgartlinger regelmäßig der fleißigste Kilometerfresser seines Teams – egal, ob bei seinem Klub Mainz oder in der Nationalmannschaft. Die Position wird mittlerweile als Schlüsselfigur bezeichnet – mithilfe eines hohen Laufpensums werden Bälle abgefangen, Pässe im Vorhinein erahnt und Angriffe des Gegners gestoppt. In Ballbesitz sind es nicht die genialen 70-Meter-Pässe, sondern oft die unscheinbaren, kurzen Bälle, die von Laien dann gerne als Alibipässe bezeichnet werden. Doch so kommt Sicherheit ins Spiel.

Unsere Männer

Auf der Position des zentralen defensiven Mittelfeldspielers gibt es zwei Paradebeispiele für die moderne Interpretation. Ein regelrechter Augenschmaus ist es, den beiden Kickern zuzusehen, die wir ausgewählt haben. Während Bastian Schweinsteiger beim FC Bayern den eher etwas nach vorne gerückten Achter spielt und selbst brandgefährlich vor dem gegnerischen Tor ist, stellt Sergio Busquets vom FC Barcelona den Prototyp des modernen Sechsers dar. Jeder Trainer kann sich glücklich schätzen, einen solchen Spieler in seinen Reihen zu haben. Er spult Kilometer um Kilometer ab, fängt die Pässe ab und leitet die Gegenangriffe ein, die häufig von den Ballkünstlern in der Offensive perfekt abgeschlossen werden. Diese Künstler können aber  nur so brillieren, weil Busquets & Co. ihnen den Rücken frei halten.

Sergio Busquets

Bastian Schweinsteiger

Archimedes, abseits.at

Archimedes

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