Wieso ist die Admira aktuell so erfolgreich? Bei Erfolgsläufen dieses Ausmaßes spielen zumeist mehrere Faktoren eine Rolle. Abseits.at versucht zu erklären, wieso Didi Kühbauers... Acht Gründe für den Aufschwung der Admira (Teil 1/2)

Wieso ist die Admira aktuell so erfolgreich? Bei Erfolgsläufen dieses Ausmaßes spielen zumeist mehrere Faktoren eine Rolle. Abseits.at versucht zu erklären, wieso Didi Kühbauers Jungs derzeit auf einer Woge des Erfolgs gleiten.

1. Die große Unbekannte

Es ist ein Phänomen, das sich Jahr für Jahr in der österreichischen Bundesliga beobachten lässt. Ein Aufsteiger kommt frisch in die Liga und mischt selbige sofort auf. So geschehen bei Pasching, Wacker Innsbruck und eben jetzt auch beim Aufsteiger aus der Südstadt. Wenn man versucht, eine Erklärung dafür zu finden, werden oft die abenteuerlichsten Argumentationen hervorgekramt. Doch vielleicht folgt das Phänomen Sensationsaufsteiger einfach einem Prinzip, das sonst nur aus der Medizin weit verbreitete Bekanntheit erlangt hat: Meistens ist die einfachste Erklärung auch die richtige. Ohne jetzt frei nach Josef Hickersberger über die Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen richtig oder falsch, besser oder schlechter und geeignet oder nicht geeignet weiter zu philosophieren: diese Admira-Mannschaft war der Bundesliga vor ihrem Aufstieg schlicht und ergreifend unbekannt. Ein Spiel gegen Austria, Salzburg oder Sturm ist vorhersehbar. Die gleichen Spieler, die gleichen Systeme, die gleichen Spielzüge, die gleichen Laufwege. Man kennt sich, weil man seit Jahren unter sich ist und jährlich mindestens vier Mal gegeneinander antritt. Nicht zu vergessen die internationalen Auftritte der angesprochenen Spitzenteams. Wie sehr ein neues Element in einer Mannschaft dem Gegner zusetzen kann, sieht man jedes Jahr bei diversen Neuzugängen, die der Gegner zu diesem Zeitpunkt noch nicht (gut genug) kennt. Bestes Beispiel dafür ist Nacer Barazite, der dank seiner zweifellos großen Klasse Tor um Tor macht, dabei aber auch vom „Anonymitätsbonus“ profitiert. Bei der Admira gibt es nicht nur einen Spieler mit diesem Bonus, beinahe der gesamte Kader ist für die Gegner neu. Trainer und Spieler haben es weitaus schwieriger, vorauszuahnen, was der Aufsteiger im Schilde führt.

2. Keine Erwartungshaltung

Traditionell gehört die Erwartungshaltung zu einer der beliebtesten Fragen am Anfang einer Saison. „Wo wollen Sie in diesem Jahr hin?“, „Was ist Ihre Zielsetzung für diese Saison“ oder „Kann das Ziel eigentlich nur Klassenerhalt heißen?“ hört man bei diversen Presseterminen eines Aufsteigers. Bei einem Verein, der frisch in die höchste Spielklasse aufgestiegen ist, erwartet niemand Wunderdinge in der ersten Bundesliga-Saison. Fans, Spieler, Trainer, Medien – jeder ist zwar gespannt, wie sich die neue Mannschaft in der Liga schlagen wird, viel erwartet wird allerdings nicht. Nach Niederlagen oder enttäuschenden Spielen wird der Trainer nicht sofort in Frage gestellt, sondern kann in Ruhe weiter arbeiten. Bei Klubs wie Red Bull Salzburg oder Rapid zählt nur der kurzfristige Erfolg. Neuzugänge müssen sofort einschlagen und stehen somit von Anfang an unter Druck. Medien gehen mit einem Großklub anders um als mit dem Provinzverein aus der Südstadt. Die Jobs von Peter Schöttel und Didi Kühbauer unterscheiden sich massiv voneinander. Durch die nicht vorhandene Erwartungshaltung innerhalb und außerhalb des Vereins lässt es sich ruhiger arbeiten, was zu mehr Erfolg führt.

3. Junges Gemüse!

Was hat man bei der Weltmeisterschaft 2010 in Südafrika nicht von der deutschen Nationalmannschaft geschwärmt? Ein so erfrischender, offensiver Stil von einer jungen, hungrigen Mannschaft. Mit Özil, Müller, Khedira oder Kroos schickten die Deutschen auch das jüngste Team der deutschen WM-Geschichte ins Rennen – und wurden für ihr Risiko belohnt. Özil avancierte mit seiner Top-Performance zu einem der prägenden Spieler dieser WM, Khedira löste mit seinen Leistungen das Ticket zu Real Madrid. Auch national begeisterte die Deutschen im letzten Jahr ein junges Team. Die „Kindergarten-Truppe“ von Jürgen Klopp holte den ersten Meistertitel seit neun Jahren nach Dortmund. Die Leistungsträger? Mario Götze (18), Kevin Großkreutz (19), Neven Subotic (22) oder Sven Bender (21). Ob sich Kühbauer Dortmund zum Vorbild nahm, ist zwar nicht bekannt, die Admira spielt unter ihm aber einen ähnlich ansehnlichen Fußball wie die Gelb-Schwarzen aus dem Ruhrpott. Mit Tischler, Leitner, Windbichler, Dibon, Palla, Drescher, Seebacher, Zemann, Schwab, Daniel Toth, Hosiner, Ouedraogo, Benjamin Sulimani und Marcel Sabitzer hat Kühbauer 14 Spieler unter 24 in seinem Kader. Die Jungen sind unter dem Burgenländer aber nicht bloß Spieler, um den Kader aufzufüllen, sondern nehmen Schlüsselpositionen ein. Tischler verdrängte Hans-Peter Berger als Nummer 1, Dibon führt das Team als Kapitän aufs Feld, Hosiner ist Führender der Torschützenliste.

4. Die Unbekümmertheit

„Ach, die drei Tore sagen noch gar nichts aus. Die Mannschaft hat super gespielt, ich habe meine Leistung gebracht, das war wichtig.“ Die Worte von Philipp Hosiner, nachdem er die Wiener Austria beim 4:2-Sieg mit einem Hattrick fast im Alleingang abgeschossen hatte. Es ist diese Art, die die derzeitige Admira-Mansnchaft ausmacht. Nach Siegen herrscht Freude und Begeisterung, aber keine Überheblichkeit. Man ist sich in der Südstadt bewusst, dass man Qualität in den eigenen Reihen hat, die Spieler werden aber regelmäßig wieder auf den Boden der Reailtät zurückgeholt. Trotz allem ist es beeindruckend, wie Hosiner, Schwab & Co. keinen Respekt vor ihren erfahrenen Gegenspielern, die teilweise ein Vielfaches der Admira-Youngsters verdienen, zeigen und befreit aufspielen. Diese Unbekümmertheit ist wohl auch zu einem großen Teil der Jugend der Akteure zuzuschreiben. Das unterstreicht auch Stefan Schwab: „Wir Jungen, die die erste Saison spielen, haben vor nichts Angst, spielen frech darauf los und haben nichts zu verlieren. Angriff ist die beste Verteidigung“. Damit die Neulinge nicht planlos ins offene Messer rennen, verfügt der Aufsteiger auch über einige Routiniers, die für die nötige Stabilität sorgen. So unterstützt Gernot Plassnegger (32) die junge Abwehr, im Mittelfeld zieht Edeltechniker Patrik Jezek (34) die Fäden. Wichtige Stützen, neben denen sich die Talente prächtig weiter entwickeln können.

In Teil 2:

5. Der Trainer
6. Die fehlende Doppelbelastung
7. Die Neuzugänge
8. Das Glück

Archimedes, abseits.at

Daniel Mandl Chefredakteur

Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen

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