Kinder zu trainieren ist eine große Aufgabe. Es ist kein Job, den man leichtfertig ausführen sollte, da man Kinder schon in jungen Jahren stark... Kindertraining Teil 1: Anforderungen an den Trainer

Kinder zu trainieren ist eine große Aufgabe. Es ist kein Job, den man leichtfertig ausführen sollte, da man Kinder schon in jungen Jahren stark prägen kann, eine direkte Einwirkung auf ihre spätere Karriere hat. Für mich persönlich sollte man, bevor man ernsthaft darüber nachdenkt eine Kindermannschaft zu übernehmen, folgende Fragen an sich selbst stellen:

  • Bin ich selbst ein leidenschaftlicher Fußballer und vermittle Spaß und Freude an dem Sport?
  • Handle ich aus Eigenmotivation?
  • Stehe ich mit beiden Beinen im Leben und fühle mich der Aufgabe gewachsen, Verantwortung für Kinder unterschiedlichster Charaktere zu übernehmen?
  • Ist mir bewusst, dass viel Energie und Freizeit draufgehen werden, wenn ich mich wirklich mit meiner Mannschaft beschäftige?
  • Habe ich ein Herz für Kinder und bringe die nötige Geduld und Ausdauer mit?

Kann ich jede dieser Fragen klar mit ja beantworten bin ich auf einem guten Weg. Kindertraining ist äußerst facettenreich. Kinder müssen gerne zum Fußball kommen, da sie sich in einer positiven Lernatmosphäre wohl fühlen. Dazu ist es notwendig, dass der Trainer dazu imstande ist, diese zu vermitteln. Es gibt nichts schlimmeres für Kinder, als einen „Übungsleiter“, der sich am Weg von der Arbeit zum Training, oder noch schlimmer, erst wenn er sich umgezogen hat, überlegt, was er denn heute mit den Kindern so machen wird. Die Kleinen merken sofort jede Schwäche des Trainers und vermissen es, eine klare und strukturierte Linie im Trainingsablauf zu haben. Darunter leidet auch die Konzentration. Deswegen ist es oberste Priorität, sich auf das Training vorzubereiten und schon im Vornherein zu wissen, was man den Kindern vermitteln möchte. Dazu sollte man sich zumindest einen Halbjahresplan, besser noch einen Jahresplan zusammenstellen, welche Dinge man trainieren möchte. Langfristiges Denken ist sehr viel wichtiger als kurzfristige Erfolge.

RICHTIG TRAINIEREN

Der Trainer muss dazu in der Lage sein, den Leistungsstand seiner Mannschaft richtig einschätzen zu können – sowohl in geistiger, körperlicher und technisch-taktischer Hinsicht. Demzufolge muss man um sowohl Unterforderung (=Langeweile) als auch Überforderung (=Frustration) vorzubeugen, entsprechend dem Entwicklungsstand des Kindes angepasste und vor allem abwechslungsreiche Spiel- und Wettkampfsituationen sowie technische Ballübungen anbieten. Um über ein breites Spektrum an Übungen zu verfügen gibt es im heutigen Zeitalter des Internets schier unbegrenzte Möglichkeiten (mein persönlicher Favorit: www.soccerdrills.de). Um das Interesse der Jungs zu wecken, ist es auch oft hilfreich bei balltechnischen Übungen mit Namen ihrer Idole oder Lieblingsmannschaften zu versehen wie zB.: Ronaldo-Trick, Messi-Übersteiger, Barca-Passspiel etc. – der Fantasie sind hier keinerlei Grenzen gesetzt und je individueller man Übungen bezeichnet, desto einfacher ist auch der Wiedererkennungseffekt bei der nächsten Trainingseinheit (man erspart sich großartiges Erklären und die Kinder wissen worum es geht). Man sollte abwechslungsreich trainieren ohne aber sein Ziel aus den Augen zu verlieren. Deshalb ist es unerlässlich, das Training variationsreich zu gestalten. Es gibt mittlerweile eine solche Vielfalt an Übungen in jedem Bereich, dass man kaum Übungen eins zu eins wiederholen muss, was sich wiederum sehr positiv auf die motorische Entwicklung der Kids auswirkt. Eignen Sie sich daher ein breites Übungsrepertoire an!

Wichtige Eckpunkte (genaueres in den Teilen 3 und 4):

  • Abwechslung
  • Koordinative Schwerpunkte in JEDER Trainingseinheit
  • Viele Ballberührungen pro Spieler (= kleinere Gruppen bilden)
  • Kindgerechte Spielfeldgrößen und Sportgeräte
  • Ausgeglichene Gruppen (Über- und Unterforderung damit vermeiden)
  • Der Ball ist in JEDER Übung der Mittelpunkt

DIE ZWISCHENMENSCHLICHE KOMPONENTE

Die Kinder sollten das Gefühl haben, dass sie sowohl einer Respekts- aber und vor allem auch einer Vertrauensperson gegenüberstehen. Man sollte als Gesprächspartner für Sorgen, Probleme, aber auch positive Erlebnisse abseits des Fußballplatzes fungieren, sich für Dinge der jüngeren Gesellschaft interessieren und auch ein wenig über den Tellerrand des Fußballs blicken. Hören Sie zu, wenn die Kids untereinander plaudern, schnappen Sie auf was sie interessiert und versuchen Sie ein loyaler Gesprächspartner zu sein. Lob und Ermutigung sind die wichtigsten Bausteine im zwischenmenschlichen Kontakt, denn sie fördern Selbstvertrauen, Selbstbewusstsein und erhöhen die Leistungs- und Lernbereitschaft. Ein Trainer der ständig nur am meckern und herumbrüllen ist wenn etwas nicht funktioniert, wird seine Kids nicht weiterentwickeln. Man muss sich immer vor Augen halten, dass Kinder immer besser sein wollen als andere. Psychischer Druck in Form von anbrüllen oder im schlimmsten Falle beleidigen sind äußerst kontraproduktiv und führen dazu, dass der zwischenmenschliche Aspekt verloren geht. Ist der einmal nicht mehr vorhanden, ist es ein Ding der Unmöglichkeit wieder an die Mannschaft heranzukommen. Dennoch muss man auch Grenzen aufzeigen und das schafft man am besten wenn man eine Vorbildwirkung im Bezug auf Umgangsformen (auch gegenüber Schiedsrichter und Gegner!!), Pünktlichkeit und Gerechtigkeit ausübt. Kinder beobachten jede Ihrer Bewegungen und legen jedes Wort auf die Waagschale. Das Prinzip „zuerst denken, dann sprechen“ sollte eine Ihrer obersten Maxime sein. Sollte ein Kind einmal aus der Reihe tanzen, bestrafen Sie nicht sofort, sondern versuchen mit vernünftigen Argumenten gegenzusteuern und vorzuleben, wie man sich richtig verhält.

Tipp: Wenn die Kinder im Schulalter sind informieren Sie sich darüber, wann Ihre Schularbeiten oder Tests sind. Sie sollen Ihnen einen Plan schreiben, wann die genauen Termine sind. Die Kids werden sich darüber freuen und erkennen, dass Sie sich für Dinge außerhalb des Fußballs interessieren. Ihr positiver Effekt: sie wissen wann die Kinder viel im Kopf haben und können dementsprechend auch das Training „einfacher“ gestalten und auf komplexere Übungen in dieser Zeit verzichten. Jetzt ist die Zeit um Übungen aufzufrischen.

UMGANG MIT DEN ELTERN

Die Eltern sollten am Sportplatz nie der Mittelpunkt sein. Es muss klar abgesteckt sein, dass die Mannschaft (und damit jedes einzelne Kind) sowohl beim Training als auch bei einem Spiel Ihrer Verantwortung unterliegt. Bringen Sie die Eltern dazu (am besten bei einem gemeinsamen Eltern- Kind-Abend) motivierend auf die Kinder einzureden von außen, die Kids anzufeuern und die fußballspezifischen Anweisungen Ihnen zu überlassen. Natürlich wird das Kind auf den Papa hören, wenn der von draußen etwas herein brüllt. Dies gilt es schon im Vornherein zu verhindern, wenn das nicht funktioniert holt man sich betroffene Person persönlich auf die Seite und redet nochmal mit ihm (ohne dass andere das mitbekommen, es soll keinen lehrerhaften Charakter haben) – mit dieser Methode bin ich bis jetzt sehr gut zurechtgekommen.

Wolfgang Weibl, abseits.at

Wolfgang Weibl

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