Die Italiener können im Grunde genommen in verschiedenen Formationen auftreten: entweder im 4-3-1-2, 4-3-2-1 oder im 3-5-2, was den Zentrumsfokus gut herausstreicht. Damit können... Die extrem flexible Turniermannschaft: Das macht Italiens Team heuer stark

Cesare Prandelli (Italien)Die Italiener können im Grunde genommen in verschiedenen Formationen auftreten: entweder im 4-3-1-2, 4-3-2-1 oder im 3-5-2, was den Zentrumsfokus gut herausstreicht. Damit können sie je nach Gegner variieren und dessen Schwächen bespielen bzw. dessen Stärken minimieren. Es war dies auch der Grund für die Vize-Europameisterschaft 2012 und ist die größte Stärke der Squadra Azzurra.

Im Spiel gegen den Ball fokussieren sich die Italiener eher auf Stabilität als aktiv den Zugriff zu suchen. Sie verschieben sehr kompakt und fangen die Angriffe eher spät ab – zumindest gegen nominell „bessere“ Teams. Beim Confederations Cup im letzten Jahr zeigten sie aber vor allem gegen Spanien, dass es ihnen zuzutrauen ist, den Gegner zu steuern. Da wie dort ist nach Ballgewinnen jedenfalls Pirlo das bestimmende Element. Mit seiner großen Reichweite im Passspiel setzt er seine Mitspieler meist ideal ein, wechselt die Flügel und beschleunigt das Spiel. Im Pressing an sich ist er allerdings jemand, der sich zurückhält und dieses dementsprechend schwächt.

Pressing-7

Obwohl italienische Teams den Ruf haben taktisch besonders stark zu sein, ist das Defensivsystem der Squadra Azzurra recht einfach gestrickt. Sie stehen meist stabil zwischen Mittellinie und eigenem Sechszehner und lassen insbesondere im Zentrum kaum etwas durch – vor allem gegen ballbesitzorientierte Teams hat sich diese Strategie bewährt. Müssen die Italiener das Spiel allerdings machen, kommen die Schwachpunkte verstärkt hervor. Aufgrund des großen Zentrumsfokus müssen die Außenverteidiger offensiver agieren, was entsprechende Lücken hinterlässt, die in der Qualifikation von den Gegnern auch effektiv bespielt wurden. Von den neun Gegentreffern fielen fünf nach Hereingaben von der Seite.

Stabilität-7

Das höchste Gut der Italiener ist wie eingangs erwähnt ihre Flexibilität. Sie können je nach Spiel ihre Grundformation individuell anpassen, da sie über ein breites Spektrum an verschiedenen Spielertypen verfügen. In der Qualifikation agierten sie weitestgehend in einer 4-3-1-2- oder 4-3-2-1-Ordnung, die insofern stark zusammenhängen, als sie in ihrer Ausführung und Grundstruktur auch als 4-3-3 mit stark asymmetrischen Flügeln interpretiert werden können. Eine Umstellung auf ein System mit Dreierkette mit dichtem Zentrum gegen ballbesitzorientierte Mannschaften ist aufgrund dessen, dass in der Serie A die meisten Teams so spielen, ebenfalls eine Option.

Flexibilität-10

Davon zu sprechen, dass Italien all diese Systeme in Perfektion beherrscht, wäre vermessen, allerdings ist es bei Turnieren aufgrund der kurzen Vorbereitungszeit vor den Spielen ein nicht zu unterschätzender Vorteil, kurzfristig einschneidende Änderungen durchführen zu können. Das hat Italien bei der EM 2012 ins Finale gebracht und auch beim Confed-Cup ein durchaus gutes Bild abgeben lassen. Der Ruf auf als Turniermannschaft trifft also auch auf die aktuelle Auswahl zu. Im Vergleich zu jenen von den Vorturnieren ist der derzeitige zudem individuell wohl noch höher einzustufen.

Stimmung-10

Die Voraussetzungen für die Italiener ähneln durchaus jenen von vor der letzten EM. Sie zählen nicht zum engsten Favoritenkreis und stehen vor einer schweren Gruppe. Im Vergleich zu damals wurden jedoch sowohl Kaderqualität und als auch Flexibilität erhöht. Besonders aber aus taktischer Sicht wird das Auftreten der Squadra Azzurra interessant zu beobachten zu sein. Das Grundgerüst ist routiniert und wird wohl das zu erwartende Pensum verlässlich runterspulen. Den entscheidenden Faktor bilden eher die Neuen im Team – besonders in der Offensive.

Gesamtwertung-Italien

Mögliche Aufstellungen

Aufgrund der beschriebenen Punkte ist es schwer eine tatsächliche „Einsergarnitur“ zu bestimmen. Die Italiener werden eher situativ auf die ihnen gestellten Aufgaben eingehen. Cesare Prandelli wird seine Formation aber rund um eine starke Zentralachse mit Andrea Pirlo als Herzstück aufbauen – hier dargestellt als 4-3-2-1-/4-3-1-2-Hybridformation.

Italien-4-3-2-1

Als alternative Grundordnung kommt das 3-5-2 in Frage, das man insbesondere gegen ballbesitzorientierte Teams – wie beispielsweise bei den letzten Turnieren gegen Spanien – sehen könnte. Dabei ist sowohl ein breites flaches 3-5-2 als auch ein stärker gestaffeltes 3-4-2-1 möglich.

Italien-3-5-2

Ein klares B-Team aufzustellen gestaltet sich aufgrund der taktischen und personellen Flexibilität ebenfalls schwierig. In ihrer Grundstruktur ist es aber am ehesten als 4-3-3 möglich.

Italien-4-3-2-1-B

Alexander Semeliker

@axlsem

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