Österreich trifft heute in einem freundschaftlichen Länderspiel auf die Auswahl Rumäniens (20:30 Uhr, live in ORF1). Die Rumänen sind im Vergleich zu ihren glorreichen,... Jung, hungrig, defensiv, hart – das ist Österreichs heutiger Gegner Rumänien!

Österreich trifft heute in einem freundschaftlichen Länderspiel auf die Auswahl Rumäniens (20:30 Uhr, live in ORF1). Die Rumänen sind im Vergleich zu ihren glorreichen, technisch beschlagenen Truppen aus den 90er-Jahren, rund um Superstar Gheorghe Hagi, aktuell relativ bieder. Aber dennoch muss man vor der Elf von Trainer Victor Piturca gewarnt sein, denn der Weltranglisten-45. verfügt über laufstarke, disziplinierte Spieler, die auch vor einem nicht immer gesunden Maß an Härte nicht zurückschrecken. Zudem verfügen die Gelb-Blauen über einige hoffnungsvolle junge Talente…

Die Rumänen verloren im laufenden Kalenderjahr noch kein Spiel, besiegten zuletzt die Schweiz mit 1:0, holten gegen Uruguay ein 1:1 und schossen Turkmenistan mit 4:0 vom Platz. Dabei erwies sich die Mannschaft als taktisch flexibel, startete etwa gegen die Schweiz mit einem 4-2-3-1-System, holte das Remis gegen Uruguay mit einem defensiver ausgerichteten 4-2-2-2-System. Allgemein stehen die Rumänen eher tief und versuchen speziell über die Flügel schnell umzuschalten. Man verteidigt geschickt von innen nach außen, wodurch am Flügel gedoppelt werden kann. Trotz der Ausfälle von Ciprian Marica (Schalke 04) und Adrian Mutu (Cesena) verfügt man mit Daniel Niculae (Nancy) und Marius Alexe (Dinamo Bukarest) über zwei Angreifer, die nicht nur über technische Klasse verfügen, sondern auch gut antizipieren, was es immer schwer macht gegen die Rumänen ein Übergewicht im Mittelfeld herzustellen.

Routinier im Tor gesetzt

Der Torhüter der Rumänen ist ein Veteran mit 79 Länderspielen auf dem Buckel: Bogdan Lobont (34) debütierte  vor fast 14 Jahren im Nationalteam und ist derzeit zweiter Keeper bei der AS Roma. Im Laufe seiner Karriere spielte der routinierte Schlussmann außerdem für Fiorentina, Ajax Amsterdam, sowie Dinamo und Rapid Bukarest. Dass er weiterhin ein grundsolider Torhüter mit guter Strafraumbeherrschung ist, zeigte er auch zuletzt gegen die Schweiz.

Gaman und Chiriches reif für Höheres?

Eine der neuen Hoffnungen in der Innenverteidigung ist zugleich eines der verkanntesten Talente des Landes. Valerica Gaman (23) war bereits drei Saisonen lang Stammspieler bei Uni Craiova ehe er zu Dinamo Bukarest wechselte. Der U21-Teamspieler konnte sich in Bukarest jedoch nie durchsetzen und wechselte zu Beginn der Saison 2011/12 zu Astra Ploiesti, wo er sich auf Anhieb gut einlebte und zur Stütze heranreifte. Gaman ist zwar noch kein richtiger Abwehrorganisator, er verkörpert jedoch typische Innenverteidigertugenden und kann etwas mit dem Ball anfangen. Neben ihm wird voraussichtlich Vlad Chiriches (22) beginnen, der wiederum trotz seines jungen Alters eher ein Organisator ist. Chiriches kickte im Nachwuchs von Benfica Lissabon und nun seit einem halben Jahr für Steaua Bukarest. Glasgow-Rangers-Stammspieler Nicolae Goian (31) dürfte langsam aber sicher von den beiden jungen, schnellen Innenverteidigern aus dem Team gespielt werden.

Papp muss ausweichen

Für die Klasse der beiden Innenverteidiger spricht auch, dass Paul Papp (22), der im Sommer von Vaslui zu Chievo Verona wechseln wird und bei seinen Klubs bisher hauptsächlich in der Innenverteidigung aufgeboten wurde, im Nationalteam nach rechts beordert wurde. Piturca will auf keinen seiner drei angehenden Jungstars verzichten und da Papp der flexibelste der drei Akteure ist, spielt er als rechter Verteidiger. Allerdings legt er diese Position sehr defensiv aus – was ihn jedoch nicht daran hindert bei offensiven Standardsituationen ein brandgefährlicher Spieler zu sein.

Routine aus Donetsk auf der linken Seite

Auf der linken Verteidigerposition spielt der erfahrene Razvan Rat (31), der bereits seit 2003 durchgehend für Shakhtar Donetsk und im rumänischen Nationalteam spielt. Rat gilt als schnörkelloser, technisch solider Spieler, der keine Wunderdinge macht, aber dennoch das moderne Spiel als Außenverteidiger forciert und immer wieder schnell und clever umschaltet.

Beide Sechser sehr defensiv

Für die beiden Positionen im defensiven Mittelfeld hat Victor Piturca vier Spieler, die in etwa auf demselben Level anzusiedeln sind. Zwei von ihnen sind defensive Akteure, zwei offensive. Auf der defensiveren Position sollte Alexandru Bourceanu (27) gesetzt sein. Der Steaua-Kicker und zehnfache Teamspieler ist deutlich defensiv orientiert und gilt als „Wadlbeisser“, der schnell hinter den Ball kommt und die Zentralachse verlässlich verschließt. Sein Backup ist Costin Lazar (31) von PAOK Saloniki, dessen Einwechslung fast schon eine Systemänderung zur Folge hätte. Lazar agiert nämlich eher als dritter Innenverteidiger, ist noch eine Spur defensiver ausgerichtet als Bourceanu. Möglich ist es auch, dass Gaman oder Chiriches ins defensive Mittelfeld rücken, wenn Lazar ins Spiel kommt. Am Ball gilt der Griechenland-Legionär als unsicher.

Grigore oder doch wieder Florescu?

Auf der Position des „8ers“ dürfte diesmal Nicolae Grigore (28) seine Chance von Beginn an bekommen – unter anderem weil er ein defensiverer Akteur ist, als sein Positionskonkurrent. Grigore bestritt bisher erst drei Länderspiele und ist seit vielen Jahren Ergänzungs- bzw. zeitweise Stammspieler bei Rapid Bukarest. Die offensivere Alternative, die auch gegen die Schweiz begann, ist Arsenal-Kiev-Legionär Gheorghe Florescu (28). Auch er bestritt bisher wenige Länderspiele, zehn an der Zahl, kam jedoch bereits in der Welt herum: Florescu spielte vor seiner Zeit in der Ukraine bei Alania Vladikavkaz und Torpedo Moskau in Russland, für Midtjylland in Dänemark und fast drei Jahre für Sheriff Tiraspol in Moldawien. Normalerweise sollte er auf dieser Position gesetzt sein, jedoch ist eine Variante mit Grigore wahrscheinlich, zumal auch diese beiden Spieler ziemlich gleichauf sind.

Flügel Torje, flexiblerer Tanase

Die beiden etatmäßigen Flügelspieler sind hingegen durchaus unterschiedlich: Auf der rechten Seite wird Gabriel Torje (22) von Udinese Calcio beginnen. Der hochtalentierte, 17-fache Teamspieler gilt als technisch beschlagen und explosiv auf den berühmten „ersten Metern“. Er ist eher als Flügelspieler zu bezeichnen und nicht als typischer rechter Mittelfeldspieler. Auf der anderen Seite spielt Cristian Tanase (25) von Steaua Bukarest, der wiederum einen größeren Aktionsradius abspult, viel öfter zur Mitte zieht. Tanase ist technisch stark und auch aus Distanzschüssen brandgefährlich. Er gilt nach den letzten beiden Saisonen, in denen er sehr starke Leistungen zeigte, als logischer Kandidat für einen Auslandstransfer in absehbarer Zeit.

Die Ersatzleute für diese Positionen sind Alexandru Chipciu (22) und Alexandru Maxim (21). Chipciu fasste vor einem halben Jahr bei Steaua Bukarest Fuß und hält derzeit bei vier Länderspielen, Maxim kommt aus dem Nachwuchs von Espanyol Barcelona, spielt jetzt für Pandurii und feierte gegen die Schweiz sein Teamdebüt.

Starken Grozav aus dem Nichts ausgegraben

Der neue Spielmacher im Team ist etwas überraschend Gheorghe Grozav (21), der auch das Siegtor gegen die Schweiz erzielte – in seinem ersten Länderspiel! Grozav spielte bis zum vergangenen Winter zwei Jahre für Standard Lüttich, wo er zwar immer wieder eingewechselt wurde und in sechs Ligaspielen von Beginn an ran durfte, aber nie zum Stammpersonal zählte. Für etwa zwei Drittel der Spielzeit 2011/12 wurde er zu Universitatea Cluj verliehen, wo er vor allem gegen Ende der Saison immer stärker wurde und mit technisch hochwertigen Leistungen bestach. Grozavs größter Vorteil ist der, dass er in einem 4-2-3-1-System jede der vier offensivsten Positionen bekleiden kann. Daher wird Piturca auch heute wieder auf den starken 21-Jährigen setzen.

Wiedererstarkter Niculae vorne gesetzt

Die Speerspitze des Teams ist der vorhin erwähnte, gut antizipierende Daniel Niculae (29), der zuletzt von Monaco zu Nancy verliehen wurde. Vor seiner Monaco-Zeit spielte er mit wechselhaftem Erfolg vier Jahre für Auxerre. Zwischenzeitlich sah es danach aus, dass seine Tage bereits früh gezählt sind, da er in Monaco sehr schwache Leistungen darbot, aber mit dem Leihgeschäft zu Nancy, für das er in der Saison 2011/12 immerhin sechs Tore erzielte und zwei weitere vorbereitete, ging es für den 185cm großen Stürmer wieder bergauf. Sein Backup Marius Alexe (22) besticht vor allem durch Flexibilität: Der Offensivmann von Dinamo Bukarest kommt bei seinem Verein hauptsächlich am linken Flügel zum Einsatz, spielte allerdings alleine in der vergangenen Saison auf fünf verschiedenen Positionen. Alexe bestritt allerdings erst fünf Länderspiele (im Vergleich zu 39 bei Niculae) und ist daher kaum ein Kandidat für einen Einsatz von Beginn an.

Daniel Mandl, abseits.at

Daniel Mandl Chefredakteur

Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen

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