Die AS Roma eröffnete am gestrigen Freitag den 35. Spieltag der Serie A mit einem 2:0-Sieg gegen den AC Milan. Die Hauptstädter waren dabei... Perfekte Koordination und Balance: Das Solo von Miralem Pjanic gegen Milan

AS Roma LogoDie AS Roma eröffnete am gestrigen Freitag den 35. Spieltag der Serie A mit einem 2:0-Sieg gegen den AC Milan. Die Hauptstädter waren dabei in allen Belangen überlegen, taten sich aber lange schwer gegen die defensiv gut stehenden Gäste. Der Dosenöffner war schließlich das 1:0 durch Miralem Pjanic kurz vor der Halbzeit.

 

Einem mustergültigen Doppelpass ließ der Bosiner ein höchst ansehnliches Dribbling gegen zwei weitere Milan-Verteidiger folgen, ehe er eiskalt einnetzte. Dabei zeigte er keine spektakulären Finten, sondern spielte seine Gegenspieler in erster Linie aufgrund seiner überlegenen Koordination aus. Wir wollen uns diese Aktion nun im Detail ansehen.

Ideale Kontrolle des Körperschwerpunkts

Die wichtigsten Momente dieses Tor sind selbstverständlich jene, in denen Pjanic an seinen Gegnern vorbeigeht. Entscheidend dabei ist die Art und Weise, wie er seinen Körperschwerpunkt kontrolliert. Der 24-Jährigen läuft relativ aufrecht, weshalb er nicht zu den schnellsten Spielern zählt, dafür aber freier in der Wahl seiner Bewegungsrichtung ist. Diesen Vorteil macht er sich in beiden Fällen zunutze.

Hier sieht man die erwähnte aufrechte Haltung von Pjanic. Sein Gegenspieler ist dagegen etwas nach vorne gebeugt und neigt sich zu seiner rechten Seite, da der Ball in diese Richtung läuft. Dadurch kann er auf einen Haken zur anderen Seite nicht schnell genug reagieren. Er müsste erst seinen Schwerpunkt verlagern und könnte erst dann Tempo aufnehmen. Pjanic hat hier hingegen zwei Optionen: er kann den Ball nach links abspielen oder rechts vorbeigehen. Sein Körperschwerpunkt ist neutral hinter und nicht über dem Ball, weswegen er sein Tempo halten kann.

Ähnliches sehen wir beim zweiten Dribbling gegen den zweiten Verteidiger. Auch dieser neigt sich in Laufrichtung des Balls, muss sich um seine rechte Schulter drehen, während der Ball auf der anderen Seite vorbeigeht. Pjanic hat in diesem Moment zwar nicht mehr die volle Kontrolle über den Ball, was aber auch gar nicht nötig ist. Es muss ihm nur gelingen diesen entgegen der Neigung des Verteidigers zu spielen, was ihm aufgrund seiner herausragenden Koordination natürlich gelingt.

Totti und Nainggolan als unterstützende Elemente

Neben diesen Punkten spielten aber auch noch andere Faktoren eine Rolle – insbesondere die Bewegungen von Pjanics Kollegen Francesco Totti und Radja Nainggolan. Auf diese wollen wir zum Abschluss ebenfalls blicken.

Milan verschob in diesem Spiel sehr stark in Richtung des aktiven Flügels, was man auch im obigen Bild sieht. Wo die Roma drei Spieler vor dem Ball hat, sind es bei den Mailändern fünf. Allerdings verschoben sie nicht kompakt genug, wie etwa Red Bull Salzburg. Der ballferne Flügelspieler rückt – vermutlich aufgrund der breiten Stellungen der beiden linken Roma-Außenspieler – aber nicht weit genug ein.

Den dadurch geöffneten Raum steuert Pjanic im Sprint an. Er spielt einen Doppelpass mit Totti, der hier als Nadelspieler fungiert. Der Kapitän der Roma agierte wieder im Sturmzentrum als falscher Neuner und zieht hier zudem einen Innenverteidiger aus der Viererkette heraus. Der Druck auf ihn wird dadurch zwar größer, aufgrund seiner starken Technik kann er aber den Ball problemlos prallen lassen.

Die Rolle von Nainggolan ist unauffälliger, aber noch einen Tick wichtiger. Er war zunächst dem rechten Sechser von Milan zugeordnet, weswegen dieser das zuvor gesehene Loch nicht stopfen konnte. Anschließend kommt es zur entscheidenden Bewegung von Nainggolan. Der Belgier ist zunächst nahe an seinem Gegenspieler positioniert, löst sich dann aber diagonal nach hinten, sodass er im Falle eines Passes den Raum rechts von diesem bespielen könnte. Erst dadurch kommt die eingangs erwähnte Neigung nach rechts des Milan-Spielers zustande und das Spiel bekommt die Dynamik, in der Pjanic seine unglaublich starke Koordination und Balance ausspielen kann.

Alexander Semeliker, abseits.at

Alexander Semeliker

@axlsem

Keine Kommentare bisher.

Sei der/die Erste mit einem Kommentar.

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert